1900
Louise Stomps wird am 5. November 1900 als zweites Kind des Rechtsanwalts Otto Stomps und seiner Ehefrau Else Stomps, geb. Kempff in Berlin geboren. Wilhelm II. war noch bis 1918 deutscher Kaiser. Die Familie wohnt ab 1910 im eigenen Haus in Lichterfelde-Ost. Ihr Bruder ist der 1897 in Krefeld geborene Schriftsteller und Verleger Victor Otto Stomps (genannt VauO oder V.O.).
1917
Louise Stomps schließt das Elisabeth-Lyzeum in Berlin (Lichterfelde-Ost) ab. Sie fertigt erste Tierskulpturen.
1918
Besuch eines "Mädchenpensionats" in Feldafing am Starnberger See.
1920
Im Alter von 19 Jahren Heirat mit dem zehn Jahre älteren Diplom-Ingenieur Hans Becker.
1921
Geburt der Tochter Inge (gestorben 2003).
[Kinderportrait der Tochter Inge, um 1925, Höhe 22,5 cm, Gips]
1922
Geburt der Tochter Annemarie (gestorben 2013).
[Bild links: Tochter Annemarie mit ihrer Gr0ßmutter]
In das Jahr 1922 fiel auch der Beginn der Hyperinflation in Deutschland, die ihren Höhepunkt 1923 erreichte.
1927
Ehescheidung nach längerer Trennung - Stomps nimmt Ihren Geburtsnamen wieder an. Vorwiegend Arbeitet sie zu dieser Zeit in Gips, doch es entstehen auch erste Arbeiten in
Stein.
[Sitzende, 1928, Höhe 27 cm, grüner Sandstein]
[Sitzende Figur, 1930er Jahre, Höhe 17 cm, getönter Gips]
1928
Abendaktklasse von Johannes Röttger an der Hochschule für Bildende Künste Berlin. Besuch der Bildhauerklasse von Milly Steger im Verein der Berliner Künstlerinnen. Erste Holzskulpturen. Mitglied im Verein der Berliner Künstlerinnen von 1928-1943.
1931
Tod des Vaters.
1935/36 schafft Stomos die Grabskulptur Mutter Erde für das Grab des Vaters auf dem Friedhof Zehlendorf. Dort sind auch ihr
Bruder V.O. Stomps, ihre Tochter Inge und sie selbst beigesetzt worden.
[Vestalin, 1932, Höhe 197 cm, Eiche | Privatbesitz]
[Mutter Erde, um 1935, Höhe 128 cm, Granit]
1930-33
Erste Ausstellungsbeteiligungen. Beginn der Freundschaft mit der Bildhauerin Lidy von Lüttwitz (1902 - 1996). Beide verband zeitweilig eine Liebesbeziehung, später eine lebenslange Freundschaft. In diesen Jahren
nutzten sie gemeinsam ein Atelier.
[Portrait Lidy von Lüttwitz, 1933, Höhe 35 cm, Gips | verbleib unbekannt]
1930er Jahre
Gelegentliche Teilnahme am Stammtisch der Rabenpresse (1926-1937), dem Verlag ihres Bruders Victor Otto Stomps. Zusammen mit Ludwig Meidner, Paul Steegmann, Luigi Malipiero und anderen.
ab 1933
Wegen entschiedener Ablehnung des NS-Regimes geht Stomps in die innere Emigration. Diese Zeit ist geprägt von häufigen Atelierwechseln.
1936
Die Arbeiten von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz werden aus der Jubiläumsausstellung der Akademie der Künste als „untragbar“ entfernt. Aus Solidarität entschließt sich Stomps, nicht mehr auszustellen.
[Das Paar, 1937, Höhe 45,5 cm, Eiche | Berlinische Galerie]
1937
Besuch der Weltausstellung in Paris mit Lidy von Lüttwitz und der Malerin Else Driessen.
[Mutter mit Kind, 1937, Höhe 170 cm, Eiche | die Skulptur befindet sich als Leihgabe im Museum Wiesbaden]
1938/39
Durch ihren Bruder V.O. Stomps Begegnung mit der Malerin, Sammlerin, Mäzenin und Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath (1893-1983). Bekker vom Rath stellt von 1940-1943 heimlich verfemte Künstler in ihrem Berliner Atelier in der Regensburger Straße aus.
1947 eröffnet Bekker vom Rath ihre Galerie Frankfurter Kunstkabinett mit einer Grafikausstellung von Käthe Kollwitz.
[Portrait Hanna Bekker vom Rath, 1966, Höhe 35 cm, Bronze | Stadtmuseum Hofheim am Taunus]
1940
Nach den ersten Bombenangriffen mietet sich Louise Stomps im Berliner Vorort Caputh eine Bauernkate als Notquartier und vergräbt dort viele ihrer Arbeiten.
[Sitzende, 1939, Höhe 52,5 cm, Marmor]
1943
Bei einem Bombenangriff werden am 3. November 1943 ihre Wohnung in der Achenbachstraße 3 (Berlin-Wilmersdorf) und am 23. November 1943 ihr Atelier Neue Grünstraße 40 (Berlin-Mitte) total zerstört. Verlust des Großteils der bis dahin geschaffenen Arbeiten.
1945
Louise Stomps wird offenbar denunziert und unter falschem Verdacht auf Kontakt mit dem NS-Regime für sechs Wochen in der sowjetischen Zone in Haft genommen.
Im August eröffnet in Berlin die Galerie Rosen. Die ehemals verfemten Künstlerinnen und Künstler können endlich wieder ausstellen. An der 3. Ausstellung im Oktober/November „Plastik und
Bildhauerzeichnungen“ nimmt Louise Stomps teil, zusammen mit Paul Dierkes, Karl Hartung, Gottfried Kappen, Gustav Seitz, Renée Sintenis, Christian Theunert, Hans Uhlmann.
Ihr Atelier hat sie jetzt in der Schillerstraße 21 in Charlottenburg und ihre Wohnung ab 1946 in der Giesebrechtstraße 9 in Charlottenburg.
[Trauer, 1947, Höhe 83 cm, Eiche | Privatbesitz]
1946
Beteiligung an der 1. Deutschen Kunstausstellung im Zeughaus Unter den Linden.
Ausstellungsbeteiligung in der Galerie Rosen im August.
In der Grafikmappe “Grafik 1946“ der Galerie Rosen ist sie als einzige Bildhauerin mit einer von 12 Originalgrafiken vertreten.
[Die Hockende, 1946, Höhe 95 cm, Holzskulptur | Privatbesitz]
Foto Zeughaus: Miguel Hermoso Cuesta, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
1947
Teilnahme an der Wanderausstellung der Galerie Rosen in Berlin, Hamburg und Stuttgart. Im August Ausstellung in der Galerie Rosen: “Louise Sophie Stomps – Plastiken“ (neben Ölbildern und Aquarellen von Hans Kuhn). Im Winter Teilnahme in der Jahresschau der Galerie Rosen. Im “Almanach 1947“ der Galerie Rosen vertreten.
1947/48
Der Magistrat von Berlin kauft die Eichenholz-Skulptur Das Paar an, welche sich heute in der Nationalgalerie Berlin befindet.
[Das Paar, 1938, Höhe 120 cm, Eiche]
1949
Ausstellung in der Zimmer-Galerie Franck in Frankfurt am Main.
Wohnung und Atelier im Souterrain ihres Hauses Teichstraße 10, Berlin-Zehlendorf.
[Kleine Stehende, 1948, Höhe 48,5 cm, Holzskulptur]
1950
Teilnahme an der Gründungsversammlung des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlins; sie erhält den Mitgliedsausweis Nr. 3. Weitere Künstlerinnen sind unter anderen: Hannah
Höch, Renée Sintenis, Augusta von Zitzewitz.
1951
Louise Stomps erhält den Kunstpreis der Stadt Berlin.
[Trauernde, 1951, Höhe 20 cm, Erle | Privatbesitz]
1952
Wettbewerb “Der Unbekannte Politische Gefangene“ vom Institute of Contemporary Art, London; Louise Stomps kommt mit dem Entwurf Der Mahner in die engere Auswahl und erhält 1953 eine “ehrenvolle Erwähnung“ verbunden mit 25 Pfund Sterling Preisgeld.
[Der Mahner, 1952, Höhe 52 cm, Gips | Der Mahner ist auch in einer Version in Marmor gefertigt: 1952, Höhe 36 cm und es gibt zwei grafische Entwürfe zu Konzeption und Größe der geplanten Denkmalskulptur]
1955
Besuch der 1. Documenta in Kassel.
[Paar, 1950er Jahre, Höhe 71 cm, Holzskulptur getönt]
ab 1955
Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen auch außerhalb Berlins, u.a. Frankfurter Kunstkabinett, Galerie Günther Franke, Haus der Kunst
München.
1958
Teilnahme am Wettbewerb „Internationales Denkmal“ in Auschwitz.
Kauf eines gebrauchten BMW Polizei-Motorrads mit Beiwagen.
1960
Umzug nach Rechtmehring bei Wasserburg am Inn. Sie zieht in die Kupfmühle, eine alte Wassermühle, in der sie bis Lebensende sehr zurückgezogen lebt.
Das lange vernachlässigte Haus setzt sie eigenhändig instand und richtet sich ein Atelier ein, das über zwei Stockwerke offen ist und damit auch für hohe Skulpturen
geeignet.
[Aquarell Inge Becker-Schrader, um 1961, Kumpfmühle vor der Renovierung]
Ende 1960er Jahre
Louise Stomps lebt sehr zurückgezogen in ihrer Wassermühle. Sie unternimmt aber einige Reisen nach Italien mit ihrem Motorrad, meist mit ihrer Tochter Inge. Die weiteste Reise führt sie bis nach Paestum südlich von Neapel.
Die Tochter Annemarie, die am Rande Berlins in der DDR lebte, kann sie in dieser Zeit nur ab und an bei ihren Besuchen in Berlin treffen.
[Kleine Verstrickung, um 1965, Höhe 30 cm, Holzskulptur]
Foto Poseidontempel: Norbert Nagel - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29359236
1979
Die Galerie der Künstler in der Maximilianstraße 42 in München zeigt eine umfangreiche Einzelausstellung von Louise Stomps. Nahezu 150 Arbeiten sind ausgestellt, darunter Ihre mit 4,3 Metern höchste Skulptur Der Ruf (1977), die vor der Galerie aufgestellt war (hier ein Foto mit der Künstlerin).
[Galaxis, 1979, 260 cm, Bergakazie | war ebenfalls in dieser Ausstellung zu sehen]
1984
Neues Motorrad: Yamaha XS 650 mit Seitenwagen.
[Eintracht, 1984, Höhe 92 cm, Marmor | Privatbesitz]
1988
Am 22. April stirbt Louise Stomps an den Folgen eines Unfalls mit ihrem Motorrad. Ihre letzte Arbeit heißt Der Aussteiger.
[Der Aussteiger, 1988, Höhe 143 cm, Kirschbaum]
Peter Schrader | +49 (0)30 2903 2627 | peter.schrader@berlin.de - Berthold Kogut | +49 (0)30 694 9634 | ko.und.gut@gmail.com
Louise Stomps hatte zwei Töchter, jede von Ihnen einen Sohn: Peter Schrader, Sohn der Tochter Inge Becker-Schrader (1921 - 2003) und
Berthold Kogut, Sohn der Tochter Annemarie Sichrovsky (1922 - 2013). Beide betreuen gemeinsam den Nachlass Louise Stomps.
Louise Stomps had two daughters, each of them a son: Peter Schrader, son of the daughter Inge Becker-Schrader (1921 - 2003) and Berthold Kogut, son of the
daughter Annemarie Sichrovsky (1922 - 2013). Both are jointly in charge of Louise Stomp's estate.