Biografie Louise Stomps 1900 - 1988

1900

 

Louise Stomps wird  am 5. November 1900 als zweites Kind des Rechtsanwalts Otto Stomps und seiner Ehefrau Else Stomps, geb. Kempff in Berlin geboren. Wilhelm II. war noch bis 1918 deutscher Kaiser. Die Familie wohnt ab 1910 im eigenen Haus in Lichterfelde-Ost. Ihr Bruder ist der 1897 in Krefeld geborene Schriftsteller und Verleger Victor Otto Stomps (genannt VauO oder V.O.).

Denkmal Kaiser Wilhelm II.
Denkmal Kaiser Wilhelm II.

1917

 

Louise Stomps schließt das Elisabeth-Lyzeum in Berlin (Lichterfelde-Ost) ab. Sie fertigt erste Tierskulpturen.

historische Postkarte aus Lichterfelde
"Gruß aus Lichterfelde"

1918

 

Besuch eines "Mädchenpensionats" in Feldafing am Starnberger See.

Starnberger See bei Feldafing
Starnberger See bei Feldafing

1920

Im Alter von 19 Jahren Heirat mit dem zehn Jahre älteren Diplom-Ingenieur Hans Becker.


Kinderportrait der Tochter Inge
Kinderportrait der Tochter

1921

 

Geburt der Tochter Inge (gestorben 2003).

 

 

[Kinderportrait der Tochter Inge, um 1925, Höhe 22,5 cm, Gips]


1922

 

Geburt der Tochter Annemarie (gestorben 2013).

 

[Bild links: Tochter Annemarie mit ihrer Gr0ßmutter]

 

In das Jahr 1922 fiel auch der Beginn der Hyperinflation in Deutschland, die ihren Höhepunkt 1923 erreichte.

Hyperinflation in Deutschland
Inflation

Skulptur Sitzende, 1928
Sitzende, 1928

1927

 

Ehescheidung nach längerer Trennung - Stomps nimmt Ihren Geburtsnamen wieder an. Vorwiegend Arbeitet sie zu dieser Zeit in Gips, doch es entstehen auch erste Arbeiten in Stein.

 

[Sitzende, 1928, Höhe 27 cm, grüner Sandstein]
[Sitzende Figur, 1930er Jahre, Höhe 17 cm, getönter Gips]

 

 

Skulptur Sitzende, 1930er Jahre
Sitzende, 1930er Jahre

1928

 

Abendaktklasse von Johannes Röttger an der Hochschule für Bildende Künste Berlin. Besuch der Bildhauerklasse von Milly Steger im Verein der Berliner Künstlerinnen. Erste Holzskulpturen. Mitglied im Verein der Berliner Künstlerinnen von 1928-1943.

Kunsthochschule in Berlin-Charlottenburg
Kunsthochschule

Skulptur Vestalin 1932
Vestalin

1931

 

Tod des Vaters.

1935/36 schafft Stomos die Grabskulptur Mutter Erde für das Grab des Vaters auf dem Friedhof Zehlendorf. Dort sind auch ihr Bruder V.O. Stomps, ihre Tochter Inge und sie selbst beigesetzt worden.

 

[Vestalin, 1932, Höhe 197 cm, Eiche | Privatbesitz]

[Mutter Erde, um 1935, Höhe 128 cm, Granit]

Skulptur Mutter Erde auf Friedhof Zehlendorf
Mutter Erde

1930-33

 

Erste Ausstellungsbeteiligungen. Beginn der Freundschaft mit der Bildhauerin Lidy von Lüttwitz (1902 - 1996). Beide verband zeitweilig eine Liebesbeziehung, später eine lebenslange Freundschaft. In diesen Jahren nutzten sie gemeinsam ein Atelier.

 

[Portrait Lidy von Lüttwitz, 1933, Höhe 35 cm, Gips | verbleib unbekannt]

Portrait Lidy von Lüttwitz
Lidy von Lüttwitz

1930er Jahre

 

Gelegentliche Teilnahme am Stammtisch der Rabenpresse (1926-1937), dem Verlag ihres Bruders Victor Otto Stomps. Zusammen mit Ludwig Meidner, Paul Steegmann, Luigi Malipiero und anderen.


ab 1933

 

Wegen entschiedener Ablehnung des NS-Regimes geht Stomps in die innere Emigration. Diese Zeit ist geprägt von häufigen Atelierwechseln.

historische Postkarte Machtergreifung 1933
"Machtergreifung 1933"

Skulptur Das Paar 1937
Das Paar, 1937

1936

Die Arbeiten von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz werden aus der Jubiläumsausstellung der Akademie der Künste als „untragbar“ entfernt. Aus Solidarität entschließt sich Stomps, nicht mehr auszustellen.


[Das Paar, 1937, Höhe 45,5 cm, Eiche | Berlinische Galerie]

Bildhauerin Käthe Kollwitz
Käthe Kollwitz

Skulptur Mutter mit Kind
Mutter mit Kind

1937

Besuch der Weltausstellung in Paris mit Lidy von Lüttwitz und der Malerin Else Driessen.

 

 

[Mutter mit Kind, 1937, Höhe 170 cm, Eiche | die Skulptur befindet sich als Leihgabe im Museum Wiesbaden]

Plakat Expo Paris 1937
Expo Paris 1937

1938/39

Durch ihren Bruder V.O. Stomps Begegnung mit der Malerin, Sammlerin, Mäzenin und Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath (1893-1983). Bekker vom Rath stellt von 1940-1943 heimlich verfemte Künstler in ihrem Berliner Atelier in der Regensburger Straße aus.

1947 eröffnet Bekker vom Rath ihre Galerie Frankfurter Kunstkabinett  mit einer Grafikausstellung von Käthe Kollwitz.

[Portrait Hanna Bekker vom Rath, 1966, Höhe 35 cm, Bronze | Stadtmuseum Hofheim am Taunus]

Bronzeskulptur Hanna Bekker vom Rath, 1966
Hanna Bekker vom Rath (1966)

Skulptur Sitzende 1939
Sitzende 1939

1940

Nach den ersten Bombenangriffen mietet sich Louise Stomps im Berliner Vorort Caputh eine Bauernkate als Notquartier und vergräbt dort viele ihrer Arbeiten.

 

 

[Sitzende, 1939, Höhe 52,5 cm, Marmor]


1943

Bei einem Bombenangriff werden am 3. November 1943 ihre Wohnung in der Achenbachstraße 3 (Berlin-Wilmersdorf) und am 23. November 1943 ihr Atelier Neue Grünstraße 40 (Berlin-Mitte) total zerstört. Verlust des Großteils der bis dahin geschaffenen Arbeiten.

Kriegsende, Krieg und Zerstörung
Krieg und Zerstörung

Skulptur Trauer, 1947
Trauer, 1947

1945

Louise Stomps wird offenbar denunziert und unter falschem Verdacht auf Kontakt mit dem NS-Regime für sechs Wochen in der sowjetischen Zone in Haft genommen.
Im August eröffnet in Berlin die Galerie Rosen. Die ehemals verfemten Künstlerinnen und Künstler können endlich wieder ausstellen. An der 3. Ausstellung im Oktober/November „Plastik und Bildhauerzeichnungen“ nimmt Louise Stomps teil, zusammen mit Paul Dierkes, Karl Hartung, Gottfried Kappen, Gustav Seitz, Renée Sintenis, Christian Theunert, Hans Uhlmann.
Ihr Atelier hat sie jetzt in der Schillerstraße 21 in Charlottenburg und ihre Wohnung ab 1946 in der Giesebrechtstraße 9 in Charlottenburg.

[Trauer, 1947, Höhe 83 cm, Eiche | Privatbesitz]


Skulptur Die Hockende
Die Hockende

1946

Beteiligung an der 1. Deutschen Kunstausstellung im Zeughaus Unter den Linden.
Ausstellungsbeteiligung in der Galerie Rosen im August.
In der Grafikmappe “Grafik 1946“ der Galerie Rosen ist sie als einzige Bildhauerin mit einer von 12 Originalgrafiken vertreten.

 

[Die Hockende, 1946, Höhe 95 cm, Holzskulptur | Privatbesitz]

Fassade Zeughaus Berlin, Berlin-Mitte
Zeughaus Berlin

Foto Zeughaus: Miguel Hermoso Cuesta, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons


1947

Teilnahme an der Wanderausstellung der Galerie Rosen in Berlin, Hamburg und Stuttgart. Im August Ausstellung in der Galerie Rosen: “Louise Sophie Stomps – Plastiken“ (neben Ölbildern und Aquarellen von Hans Kuhn). Im Winter Teilnahme in der Jahresschau der Galerie Rosen. Im “Almanach 1947“ der Galerie Rosen vertreten.


1947/48

Der Magistrat von Berlin kauft die Eichenholz-Skulptur Das Paar an, welche sich heute in der Nationalgalerie Berlin befindet.

 

 

[Das Paar, 1938, Höhe 120 cm, Eiche]

Skulptur Das Paar, 1938
Das Paar

Skulptur Kleine Stehende, 1948
Kleine Stehende

1949

Ausstellung in der Zimmer-Galerie Franck in Frankfurt am Main.
Wohnung und Atelier im Souterrain ihres Hauses Teichstraße 10, Berlin-Zehlendorf.

 

 

[Kleine Stehende, 1948, Höhe 48,5 cm, Holzskulptur]


1950

Teilnahme an der Gründungsversammlung des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlins; sie erhält den Mitgliedsausweis Nr. 3. Weitere Künstlerinnen sind unter anderen: Hannah Höch, Renée Sintenis, Augusta von Zitzewitz.


Skulptur Trauernde 1951
Trauernde

1951

Louise Stomps erhält den Kunstpreis der Stadt Berlin.

 

 

[Trauernde, 1951, Höhe 20 cm, Erle | Privatbesitz]


Gipsskulptur Der Mahner 1952
Der Mahner

1952

Wettbewerb “Der Unbekannte Politische Gefangene“ vom Institute of Contemporary Art, London; Louise Stomps kommt mit dem Entwurf Der Mahner in die engere Auswahl und erhält 1953 eine “ehrenvolle Erwähnung“ verbunden mit 25 Pfund Sterling Preisgeld.

[Der Mahner, 1952, Höhe 52 cm, Gips | Der Mahner ist auch in einer Version in Marmor gefertigt: 1952, Höhe 36 cm und es gibt zwei grafische Entwürfe zu Konzeption und Größe der geplanten Denkmalskulptur]

Entwurf zum Denkmal Der Mahner
Der Mahner, Entwurf

Skulptur Paar 1950er Jahre
Paar

1955

Besuch der 1. Documenta in Kassel.

 

 

[Paar, 1950er Jahre, Höhe 71 cm, Holzskulptur getönt]


ab 1955

Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen auch außerhalb Berlins, u.a. Frankfurter Kunstkabinett, Galerie Günther Franke, Haus der Kunst München. 


1958

Teilnahme am Wettbewerb „Internationales Denkmal“ in Auschwitz.
Kauf eines gebrauchten BMW Polizei-Motorrads mit Beiwagen.

Louise Stomps auf Motorrad BMW
Das erste Motorrad

Kumpfmühle vor Renovierung
Kumpfmühle

1960

Umzug nach Rechtmehring bei Wasserburg am Inn. Sie zieht in die Kupfmühle, eine alte Wassermühle, in der sie bis Lebensende sehr zurückgezogen lebt.
Das lange vernachlässigte Haus setzt sie eigenhändig instand und richtet sich ein Atelier ein, das über zwei Stockwerke offen ist und damit auch für hohe Skulpturen geeignet.

[Aquarell Inge Becker-Schrader, um 1961, Kumpfmühle vor der Renovierung]

Ausstellungsraum im Zwischengeschoss der Kumfmühle
Galerie in der Kumpfmühle

Skulptur Kleine Vertrickung
Kleine Verstrickung

Ende 1960er Jahre

Louise Stomps lebt sehr zurückgezogen in ihrer Wassermühle. Sie unternimmt aber einige Reisen nach Italien mit ihrem Motorrad, meist mit ihrer Tochter Inge. Die weiteste Reise führt sie bis nach Paestum südlich von Neapel.

Die Tochter Annemarie, die am Rande Berlins in der DDR lebte, kann sie in dieser Zeit nur ab und an bei ihren Besuchen in Berlin treffen.

 

[Kleine Verstrickung, um 1965, Höhe 30 cm, Holzskulptur]

Poseidon-Tempel in Paestum bei Neapel
Poseidon-Tempel in Paestum

Foto Poseidontempel: Norbert Nagel - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29359236


Skulptur Galaxis
Galaxis

1979

Die Galerie der Künstler in der Maximilianstraße 42 in München zeigt eine umfangreiche Einzelausstellung von Louise Stomps. Nahezu 150 Arbeiten sind ausgestellt, darunter Ihre mit 4,3 Metern höchste Skulptur Der Ruf (1977), die vor der Galerie aufgestellt war (hier ein Foto mit der Künstlerin).

 

[Galaxis, 1979, 260 cm, Bergakazie | war ebenfalls in dieser Ausstellung zu sehen]

Galerie der Künstler, München
Galerie der Künstler

Skulptur Eintracht, 1984
Eintracht

1984

Neues Motorrad: Yamaha XS 650 mit Seitenwagen.

 

[Eintracht, 1984, Höhe 92 cm, Marmor | Privatbesitz]

Stomps auf neuem Motorrad
Das neue Motorrad

Stomps arbeitet an Holzskulptur 1987
Stomps 1987, bei der Arbeit am "Aussteiger"

1988

Am 22. April stirbt Louise Stomps an den Folgen eines Unfalls mit ihrem Motorrad. Ihre letzte Arbeit heißt Der Aussteiger.

 

[Der Aussteiger, 1988, Höhe 143 cm, Kirschbaum]

Letzte Arbeit von Stomps, Der Aussteiger
Der Aussteiger